Snapshot™ einer ethischen Debatte: Wissenschaft und Marktwirtschaft am Beispiel Erweiterter DNA-Analysen

In einem aktuellen sozialwissenschaftlichen Fachartikel untersucht Initiativenmitbegründer Dr. Matthias Wienroth die Beziehung zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Ethik am Beispiel der öffentlichen Diskussion zu Snapshot™, einem Produkt der US-amerikanischen Firma Parabon NanoLabs. Die Firma verspricht Ermittlungsbehörden ein „genetisches Phantombild“ anhand von DNA-Spuren unbekannter Verdächtiger erstellen zu können.

Wie der Artikel darstellt, wurde der Markt-Einführung von Snapshot™ in den USA 2015 mit internationaler Kritik aus den Naturwissenschaften begegnet. Die Kritik bezog sich auf die technische Machbarkeit und deren Kontrolle, sowie dem verantwortungsvollen Umgang mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Dieser Konflikt stellt ein Beispiel für ein „ethisches Moment“ dar – eine Auseinandersetzung um ethische Werte – im Wechselspiel sogenannter „guter“ oder „robuster“ Wissenschaft und marktwirtschaftlichen Dynamiken.

Die Analyse dieses ethischen Moments bringt drei neue Erkenntnisse: Sie veranschaulicht (1) wie sich Wissenschaft, Marktwirtschaft, und polizeiliche Ermittlungen in komplexen, manchmal kontrastierenden Abhängigkeiten von Expertise, Finanzierung und Zugang zu Materialien befinden, die zum Teil neue Ermittlungstechniken erst ermöglichen. (2) Zudem hilft die Untersuchung von „ethischen Momenten“ dabei, die komplexe Interessenlandschaft in der Wissenschaft an sich zu verstehen. (3) Mit diesem Verständnis können solche Momente einen fruchtbaren Austausch von AnwenderInnen aus Wissenschaft und Praxis über die ethischen und gesellschaftlichen Dimensionen von Technologien ermöglichen.

Socio-technical disagreements as ethical fora: Parabon NanoLab’s forensic DNA Snapshot™ service at the intersection of discourses around robust science, technology validation, and commerce.
BioSocieties, 09.11.2018, Wienroth M